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Häusergeschichten: Das Ritterhaus - hat nichts mit Rittern zu tun

Häusergeschichten: Das Ritterhaus - hat nichts mit Rittern zu tun

i 4. Dezember 2019 von U. Beyer

Das prächtige Ritterhaus neben dem Pfaffelbräu am Hauptplatz hat nichts mit Rittern zu tun, sondern ist - wie viele Gebäude in Pfaffenhofen - nach früheren Besitzern benannt.
Nach Heinrich Streidls Häuserchronik existierte das Haus schon 1550, ist also annähernd 500 Jahre alt. In all den Jahrhunderten ist es nie abgebrannt, zerstört oder erneuert worden. So ist die grundlegende Bausubstanz immer noch die ursprüngliche.
Kleine Veränderungen gab es allerdings schon, denn ein Haus, das lebt, muss sich anpassen. Die Jahreszahl 1602 über dem Eingangstor bezieht sich nur auf das Gitter, an dem sie angebracht ist. Eine Zeichnung von Augustin Schwarz aus dem Jahre 1803 zeigt das Gebäude fast genau so, wie es heute aussieht, mit den barocken Muschelornamenten über den Fenstern im ersten Stock. Als sich jedoch in der Gründerzeit in Pfaffenhofen der Wohlstand ausbreitete, wurde um 1900 der Giebel im Stil des Neubarock noch ein wenig imposanter gestaltet und das Muttergottesrelief über dem Eingangsportal angebracht.
Im Lauf der Geschichte war das Gebäude lange Zeit das Haus der Richter und Pfleger (vergleichbar mit dem heutigen Landrat). Das Amt des Pflegers wurde im 18. Jahrhundert vererbt, sogar an Töchter, wenn sie "ein geeignetes Subjekt" heirateten, wie z. B. im Jahre 1704 die Tochter des Pflegsverwalters Mathias Noder - und danach an ihre Tochter und ihre Enkelin.
Nach der Aufhebung der sog. "Pflege" in Pfaffenhofen (1799), wechselte das Gebäude mehrfach den Besitzer, bis es 1891 in den Besitz des Bäckermeisters Johann Ritter überging. Ältere Pfaffenhofener können sich sicher noch an die Bäckerei Ritter erinnern. Der letzte Hausbesitzer dieses Namens verkaufte das Anwesen an den Trend-Immobilien-Chef Johann Baierl, behielt aber das Wohnrecht auf Lebenszeit.

Lange Jahre lebte auch der Pfaffenhofener Kirchenmaler Michael Weingartner zur Miete im Ritterhaus - bis zu seinem Tod 1996. Einige seiner Werke zieren noch die Wände. Als starker Raucher verursachte er aber leider auch Schwierigkeiten bei der späteren Restaurierung, denn um den Geruch, der sich in den Wänden festsetzte, im wahrsten Sinne des Wortes zu "übertünchen", lackierte er kurzerhand darüber. Leider hatte er nicht daran gedacht, dass das Mauerwerk unter der Firnis zu modern begann.

Zum Glück für unsere Stadt hat Hans Baierl, der neue Besitzer, das Haus mit viel Fingerspitzengefühl mustergültig restauriert, im Bemühen, es wieder für mindestens weitere 100 Jahre zu erhalten.

Text: U. Beyer, Nov. 2017
Zeichnung: Augustin-Schwarz
Foto: U. Beyer

Quellen:
Streidl, Heinrich: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Pfaffenhofen 1982
Streidl, Heinrich: Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm - ein Heimatbuch. Pfaffenhofen ²1980



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