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Politik, Archive und Musik Willihard Kolbinger erzählt aus seinem Leben

Politik, Archive und Musik Willihard Kolbinger erzählt aus seinem Leben

i 5. Januar 2014 von C. Erdenreich

Er ist ein typisches Vorkriegskind, geboren 1936 in Hauzenberg im Bayrischen Wald. Die Eltern waren konservativ und religiös, sein Weg in die Sozialdemokratie war daher nicht gerade vorgezeichnet. „Meine Verwandtschaft war sogar erschrocken“ bekennt Willihard Kolbinger offen.
Sein Vater war in Gefangenschaft, ein Handwerker aus der Nachbarschaft wurde ein wenig Ersatzvater. Der Hammerschmied war nicht nur großer Wagner-Verehrer, sondern auch überzeugter Sozialdemokrat. Beides prägte Willihard Kolbinger mit.

Noch als Kind kam er nach Kelheim, er besuchte die Kelheimer Donauoberrealschule und die Regensburger Wirtschaftsoberrealschule, studierte anschließend in München Wirtschaftspädagogik, wurde Diplom-Handelslehrer. Noch als Referendar heiratete er 1960. Bald darauf kamen die Zwillinge Johannes und Ernst zur Welt, es folgte die Tochter Martina, später noch Sohn Korbinian.

1962 ging Kolbinger nach Pfaffenhofen, auch wegen der günstigen Wohnsituation. Sein Wohnhaus baute er selber mit Freunden. Das war damals noch möglich und keine Seltenheit.
Zunächst unterrichtete er drei Jahre an der örtlichen Berufsschule wechselte dann an die Berufs- und Berufsaufbauschule nach Schrobenhausen.
Dort unterrichtete er neben Wirtschaft auch Englisch sowie Geschichte und Sozialkunde. 1972 wurde er Außenstellenleiter in Schrobenhausen, 1978 dann Schulleiter, insgesamt blieb er 31 Jahre dort.
1996 wechselte er für die letzten fünf Berufsjahre erneut an die Berufsschule Pfaffenhofen, betreute dabei auch die BOS Scheyern als Schulleiter.

Seite 2001 ist Willihard Kolbinger in Pension, aber Ruhestand nennt er das nicht, zu vielfältig sind seine Interessen, seine Hobbys und das ehrenamtliche Engagement.
Musik ist aus seinem Leben nicht wegzudenken, er spielt Cello und vor allem Klavier, ein Flügel dominiert das Wohnzimmer. Seine Liebe zur Musik führt er teils auf familiäres Erbe zurück, der Kirchenmusiker Franz Xaver Witt zählt zu seinen Vorfahren.

Genauso gehörte Sport zu seinem Leben dazu, der passionierte Radfahrer unternahm stets große Touren, quer durch Deutschland, aber auch durch Schottland und die Slowakei radelte er schon.
Schmunzelnd berichtet er noch von einer weiteren kleinen Leidenschaft: Er ist Mitglied bei den königlich privilegierten Feuerschützen in Schrobenhausen.
Ehrenmitglied im Theaterverein ist er zudem und Mitglied in mehreren Vereinen wie dem Heimat- und Kulturkreis.

Geschichte, besonders die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts gehört ebenfalls zu seinen Interessen, sein Haus ist voller Bücher, er liest nicht nur viel sondern schrieb Zeit seines Lebens.
Bücher über die Berufsschule in Pfaffenhofen gehörten ebenso dazu wie eine akribisch recherchierte und aufbereitete Geschichte der Kreisstadt Pfaffenhofen von 1945 bis 1996.
Die Themen gehen ihm dabei nicht aus, er schreibt für die „Hopfakirm“, einer Heimatschrift, die vom Landkreis herausgegeben wird.
Die in Sütterlin, der alten Deutschen Schrift, verfassten Tagebücher seines Kelheimer Großvaters zum Ersten Weltkrieg übertrug er in moderne Schrift und brachte sie als Buch heraus.

Mehrere Jahrzehnte war Kolbinger neben dem Beruf politisch aktiv. Schon bald nach seinem Umzug nach Pfaffenhofen trat er in die SPD ein. Bis heute ist er überzeugter Anhänger von Willy Brandt, bewundert dessen Lebenswerk „damals war der Aufbruch nötig“ betont er.

Willihard Kolbinger war insgesamt 24 Jahre, bis 1990 im Pfaffenhofener Stadtrat, dort auch Kulturreferent und zweimal zweiter Bürgermeister. 24 Jahre Kreistag kamen dazu und Arbeit im Ortsverein.
Über seine politischen Erfolge spricht er nur in Nebensätzen, es freut es ihn noch heute, dass er den Maibaum wieder nach Pfaffenhofen geholt hat. Schüler gestalteten die Figuren, ganz oben auf dem Maibaum thront eine von ihm selbst gestaltete Hopfendolde, das ziert heute noch den Maibaum, freut er sich. Die Hopfendolde wurde so inzwischen öfter als Schmuck und Symbol in der Stadt verwendet, ziert Brunnen und Skulpturen.

Bis 2017 war er Kreisarchivpfleger. In dieser Funktion besuchte er alle drei Jahre die 17 einzelnen Gemeindearchive. „Manchmal muss man mit Nachdruck beraten“ stellt Kolbinger klar, etwa wenn Feuchtigkeit das Archivgut bedroht oder die Ordnung nur nachlässig hergestellt wird. Für das Pfaffenhofener Stadtarchiv hat er nur ein Wort übrig: „Fantastisch“

(Text: Claudia Erdenreich, 2014 / Aktualisierung: U. Beyer, 2017)

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