Neues und Historisches

Der Pfaffenhofener Hungerturm - Relikt der Stadtmauer

Der Pfaffenhofener Hungerturm - Relikt der Stadtmauer

i 28. Mai 2023 von U. Beyer

Der Hungerturm, auch Pfänderturm genannt, gehört zu den ältesten erhaltenen Gebäuden Pfaffenhofens. Die Geschichte des heutigen baulichen Stadtbilds beginnt mit dem großen Stadtbrand 1388. In diesem Zeitraum kämpften der Schwäbische Städtebund gegen die bayerischen Herzöge. Als ihre Truppen von Augsburg in Richtung Regensburg zogen, brannten sie alles nieder, was ihnen in die Quere kam, so z.B. Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Die Häuser waren damals aus Holz und mit Stroh gedeckt. Das brannte also lichterloh. Kein Haus wurde verschont. Deshalb erteilte der Herzog Pfaffenhofen die Erlaubnis, Ziegel zu brennen und eine Mauer zu bauen. Als diese 50 Jahre später fertig war, wurde der Markt zur Stadt erhoben.

Der Hungerturm bildete die nordöstliche Stadtgrenze und ist eines der letzten im Originalzustand erhaltenen Gebäude der alten Wehranlage. Er heißt Hunger- oder Pfänderturm, weil hier Menschen bei Wasser und Brot eingesperrt wurden, die Ihre Schulden nicht bezahlten. Nun fragt man sich, wie sie im Gefängnis zum nötigen Geld kommen konnten. Aber in den Turm kam man im Mittelalter nur für wenige Tage, denn Pfaffenhofen war noch klein, jeder kannte jeden, und was als Strafe zählte, war weniger der Arrest, sondern hauptsächlich die Schande.

In den nicht mehr existierenden Gefängnisturm nahe dem Münchener Tor wurden z. B. drei Pfaffenhofener gesperrt, die in der Heiligen Nacht Karten gespielt hatten, statt in die Kirche zu gehen, ebenso eine Frau, die aus dem Fenster rief, der Bürgermeister kann mich mal …" , oder der Pfaffelwirt wegen Bier ohne Satz (d.h. ohne Festsetzung des Preises durch den Stadtrat).

Wie hat der Hungerturm 600 Jahre überlebt? Als man die Stadtmauer abbrach, weil sie nicht mehr von Nutzen war, meldete sich der der Färber von nebenan. Er konnte den Turm brauchen, um seine langen Stoffbahnen darin zum Trocknen aufzuhängen. Und nach dem Färber benutzte ihn die Feuerwehr für ihre Schläuche. Die Aufhängevorrichtung dafür ist heute noch erhalten.

Warum hat der Turm im Westen eine Tür auf Höhe des ersten Stocks? Sie ist ein Beweis dafür, dass er sich auf der Mauer ein Wehrgang befand, von dem aus man durch diese Pforte in den Wehrturm treten konnte. Die Mauer ist verschwunden, die Tür geblieben.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde ein neues Feuerwehrhaus erbaut. Der Turm blieb ungenutzt. Doch mittlerweile war sich die Stadt bewusst geworden, dass man so einen Alten Zeugen der Geschichte nicht abreißen durfte. Er blieb stehen, drohte aber allmählich, von selbst zu verfallen. auf dem umgebenden Platz durften städtische Angestellte ihre Autos abstellen. Als nun die ersten Dachziegel darauf fielen, begann man, den Turm zu restaurieren.

Pfaffenhofener und Gäste nutzen gerne die Gelegenheit, bei Stadtführungen einen Blick in das seltsame Gebäude hineinzuwerfen, in der Mitte hinauf zu schauen zur "Spinne", an der die Feuerwehrschläuche aufgehängt waren. Oder sie steigen vielleicht sogar auf eigene Gefahr die Holztreppe hinauf, stellen sich vor, wie die Gefängniszellen aussahen und wie der Türmer und Gefängniswärter wohnte. Auch der Blick durch die Luken und Fenster auf die blühenden Hochbeete und die Umgebung lohnt sich.


Text: Ursula Beyer, Mai 2021

Quellen:

Sauer Andreas: Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n)„... Dass stets Recht in der Stadt Pfaffenhofen gesprochen werde". Stadtrecht und Rechtspflege in Pfaffenhofen von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert. Nr. 16, Pfaffenhofen 2015 (S. 14 - 22)

Streidl, Heinrich: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Pfaffenhofen 1982.

https://www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de/sehenswuerdigkeiten/11-pfaenderturm-hungerturm-und-mittelalterliche-stadtmauer.html#!3Hungerturm (6. 5. 2021)

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