Fort ist das Gerüst, geschlossen ist ein großes Loch in der Ost-Fassade, weitgehend abgeschlossen sind die Restaurierungsarbeiten. Wo? Am ehemaligen "Kramerbräu" an der Ecke Sonnen- und Auenstraße.Auch dieses Pfaffenhofener Gebäude kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Erstmals dokumentiert ist das sicher schon länger existierende aber damals noch kleinere Anwesen in der heutigen Sonnenstraße im Jahr 1619. Es ist schon im Besitz einer Familie Auer, die durch den 30-jährigen Krieg erheblichen Schaden erleidet, so dass eine Kirchenrechnung von 1649 "Unvermögenheit" durch "Feindsruin" verzeichnet. Der Besitzer Adam Auer, ein Bierbräu, scheint sich wieder aufzurappeln, denn erst knapp 20 Jahre später wird das Anwesen an Andre Crammer verkauft, seitdem spricht man vom Kramerbräu. Crammer wird Bürgermeister, kauft die Bäckerei an der Ecke zur Auenstraße dazu und errichtet 1698 einen größeren Neubau. Offenbar hat er keine männlichen Erben, denn die Brauerei geht in den Besitz seiner Tochter Maria Therese über. Sie heiratet einen Bierbrauerssohn aus Geisenfeld, mit dem sie schon bald das Wohngebäude erneuert. Warum sie 1741 an den Bierbräu Joseph Cramer - wohl einen Verwandten - verkauft, geht aus der Häuserchronik von Heinrich Streidl leider nicht hervor. Dann folgen schlechte Zeiten. Durch den Österreichischen Erbfolgekrieg, in dessen wirren Zeiten 1745 eine Schlacht durch Pfaffenhofen zieht, wird auch der Kramerbräu in Mitleidenschaft gezogen. Zwar wird der Besitzer nicht (wie der Pfaffelbräu) totgeschlagen, auch nicht (wie der Lotterwirt) vollständig ausgeraubt, Doch ein Jahr danach muss ihm wegen "Kriegskontributionen und Quartierslasten" ein Nachlass von "Bestandsgeldern" gewährt werden. Auch Jahre später noch werden Grundstücke in der Auenstraße verkauft und schließlich kommt der Kramerbräu sogar "auf die Gant", d. h. er ist bankrott und das Anwesen wird 1804 versteigert.Mit ein Grund für den finanziellen Niedergang könnte eine kurioses Ereignis aus dem Jahre 1768 gewesen sein. Die Hinrichtung zweier Diebe stand bevor, doch der Galgen (südöstlich des heutigen Bahnhofs) war baufällig, so dass „eine Execution ohne Befürchtung größter Gefahr nicht vollbracht werden konnte". Der Galgen musste sofort erneuert werden, und zwar nach altem Brauch von allen Maurern und Zimmerleuten im Umkreis gemeinsam, weil der Galgenbau als ehrenrührig galt. Diese insgesamt 141 Personen mussten täglich mit „Essen und Trunk" vom Kramerbräu versorgt werden. Sie vertranken innerhalb von zwei Tagen fast zehn Maß pro Mann. Sechs Jahre lang stritten Stadt und die kurfürstliche Hofkammer in München, wer für die entstandenen Kosten verantwortlich sei. Ob die Rechnung je beglichen wurde - dafür gibt es keinen Nachweis. Die Hinrichtung jedoch konnte termingerecht vollzogen werden.Damals sah der Kramerbräu noch nicht so aus wie heute, denn 1878 wurden die Gebäude durch einen Großbrand vernichtet. Zu dieser Zeit gehörte das Anwesen nach mehreren Besitzerwechseln schon der heute noch bekannten Familie Hirschberger. Sie errichtete den uns vertrauten großen Gebäudekomplex im repräsentativen Stil der Gründerzeit. Der Verputz am Erdgeschoss ist deutlich durch Fugen strukturiert; unter der Dachkante weisen winzige Fenster auf ein niedriges Zwischengeschoss hin, üblicherweise für Abstellräume oder Schlafgelegenheiten für Dienstboten gedacht; und eine Fassadenfigur der Muttergottes ziert die Ecke. Einige spätere bauliche Veränderungen wurden bei der denkmalgerechten Restaurierung durch den derzeitigen Besitzer Max Hechinger Senior zwischen etwa 2017 und 2020 wieder rückgängig gemacht, z. B. die große Einfahrt an der Sonnenstraße wieder geöffnet, so dass das ansehnliche Gewölbe wieder sichtbar ist.Es kann Max Hechinger Vater und Sohn nicht hoch genug angerechnet werden, dass sie der Stadt Pfaffenhofen ein so bedeutendes Baudenkmal unter hohem Aufwand erhalten.(U. Beyer August 2019, aktualisiert im Mai 2020)Quellen:Streidl, Heinrich: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Pfaffenhofen 1982. S. 90 -92https://www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de/kuriositaeten/6-gelage-nach-dem-galgenneubau.html (20.8.2019)
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