Am Tag des offenen Denkmals, 8. September 2019, öffnet das Schloss Jetzendorf seine Pforten.Führungen um 10:00, 13:00 und 16:00 Uhr, Treffpunkt im SchlosshofBaugeschichte und BesitzerDas Ortsbild von Jetzendorf im südlichen Landkreis Pfaffenhofen, in der freundlichen Hügellandschaft an der Ilm, ist geprägt vom spätgotischen Kirchturm und dem hochaufragenden Schloss mit Bräuhaus und umfangreichen Nebengebäuden. Schon zur Zeit Karls des Großen war der Ort besiedelt, benannt nach einem Grafen namens Jetzo. Das Schloss war der Herrensitz der Hofmark Jetzendorf. Zusammen mit seinen Nebengebäuden und der benachbarten Kirche bildet er ein Ensemble, das typisch für bayerische Landschlösser ist. Zum Gesamtbild gehört natürlich auch die denkmalgeschützte Gastwirtschaft unterhalb des Bräuhauses, ein barocker Walmdachbau mit Putzgliederung. Leider ist sie seit Jahren geschlossen.Der Bau des Schlosses begann vor langer Zeit, im 12./13. Jahrhundert, aber der wesentliche Teil der heutigen Schlossanlage stammt im Kern aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das war nicht lange vor dem 30-jährigen Krieg, in dem die Schweden gleich wieder große Verwüstungen anrichteten. Nicht nur einmal mussten Zerstörungen durch Krieg, Feuer oder einfach durch den Zahn der Zeit beseitigt werden. Das Bräuhaus wurde z. B. zweimal wieder aufgebaut. Im Lauf der Jahrhunderte gab es mehrere bauliche Veränderungen. Es wurde an- oder umgebaut, die Kapelle wiederholt verlegt und so weiter. Der große Saal stürzte Ende des 19. Jahrhunderts ein und erstand doch wieder, schöner als zuvor.Ein besonderes Ereignis erlebten die Jetzendorfer im Jahre 1733: Allen, die zu Kirchweih die frisch renovierte Schlosskapelle besuchten, gewährte Papst Clemens XII einen Ablass. Da war der Zustrom sicher gewaltig.Die Besitzer wechselten häufig - durch Heirat, Erbschaft oder Verkauf. Seit 1812 ist die Hofmark in den Händen der Familie Freyberg. Louise Freifrau von Keßling, verwitwete Freifrau von Freyberg erwarb die Hofmark, die sie dann an ihren Sohn Max Freiherr von Freyberg übergab.Damals wirkte das Schloss noch imposanter, denn das Hauptgebäude war um ein Stockwerk höher und besaß einen gotischen Staffelgiebel. Dieser musste jedoch 1840 wegen Baufälligkeit abgetragen und durch ein schlichteres Walmdach ersetzt werden. (Vom Vorzustand gibt es einen Kupferstich aus dem Jahre 1710 von Michael Wening, zu finden unter https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Jetzendorf.)Geschichtlich interessant ist auch, dass der Gutsherr bis 1848 die (niedere) Gerichtsbarkeit über seine Untertanen besaß. Dieses Recht wurde infolge der Revolution per Gesetz aufgehoben.Restaurierung und WiederbelebungDer heutige Schlossherr Sebastian Freiherr von Freyberg folgte auf seinen Vater nach dessen Tod im Jahr 2010. Er übernahm die enorme Aufgabe, das Schloss mit all seinen Nebengebäuden zu restaurieren und einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen, die auch finanziell für die Zukunft trägt.In Zusammenarbeit mit dem restaurierungs-erfahrenen Pfaffenhofener Architektur- und Planungsbüro Bergmann, nahm Baron Freyberg die Sache in Angriff. Für das kostspielige Unterfangen gibt es Zuschüsse vom Land Bayern, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie vom Landkreis und der Gemeinde. Es wurden Dächer und Fenster repariert bzw. erneuert, Sockel und Mauerwerk trocken gelegt, neu verputzt und gestrichen, das Heizungs- und Installationssystem modernisiert, und dies alles unter größtmöglicher Schonung der Originalsubstanz. Nach vier Jahren erstrahlt das Schloss nun in neuem Glanz, auch wenn die Maßnahmen noch nicht abgeschlossen sind. Vor allem der Spiegelsaal, der für öffentliche Veranstaltungen vorgesehen ist, wartet noch auf seine Restaurierung. Dazu muss das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege noch weitere Fördermittel bewilligen. Das Bräuhaus ist seit 1971 außer Betrieb. Was aus ihm wird, ist noch offen.Jedenfalls beleben bereits vier Familien mit Kindern das Schlossensemble und sind fest entschlossen, gemeinsam mit dem Schlossherrn die finanziellen Grundlagen für den Erhalt dieses großartigen historischen Baudenkmals durch Veranstaltungen und Vermietungen für Foto- und Filmproduktionen zu schaffen. So wurde zum Beispiel schon die Kinderserie "Fluch des Falken" auf Schloss Jetzendorf gedreht.Allen Beteiligten sei für die weitere Restaurierung und den Erhalt des einmaligen Schlosskomplexes viel Erfolg gewünscht. Wer ein Baudenkmal erhält, tut es nicht für sich allein, sondern für die ganze Bevölkerung und für künftige Generationen.Tag des offenen DenkmalsAm 8. September 2019, zum Tag des offenen Denkmals, öffnet das Schloss seine Pforten. Im Innenhof werden bei schönem Wetter historische Kutschen und Gegenstände aus dem Schloss zu sehen sein. Kurze Führungen gewähren einen Einblick in die Gemäuer, den Spiegelsaal sowie durch Fotos in die umgebauten und neu geschaffenen Wohnungen.Kaffee, Kuchen, Wild-Bratwürste aus eigener Jagd und Getränke werdenangeboten und ein kleiner Schlossbiergarten lädt zum Verweilen ein. Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung mit Foto- und Informationstafeln zu den durchgeführten Umbau- und Renovierungsmaßnahmen.-----------------------------------------------------------------Informationsquellen:Stellungnahme des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege vom 14. 11. 1980 zu RestaurierungsplänenE-Mail von Thomas J. Wenger, Kastellan der Freiherr von Freyberg´sche Gutsverwaltung, am 29. 8. 2019https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Jetzendorf (29. 8. 2019)(mit einem Kupferstich von Michael Wening, von 1710)------------------------------------------------------------------Foto zur Verfügung gestellt von der Schlossverwaltung
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