Am 4. Juli 2015 besuchte der "Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen" Das Wasserschloss von Sandizell nahe Schrobenhausen, das als der bedeutendste Profanbau im Schrobenhausener Land gilt. Es ist der Stammsitz der Grafen von und zu Sandizell, eines im Jahr 948 erstmals genannten Adelsgeschlechts. Das Schloss wurde im Jahr 1004 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals war es aber erst aus Holz erbaut. Das spätere Renaissanceschloss wurde im 30-jährigen Krieg (1618-1648) von den Schweden bis auf den noch heute bestehenden Ostflügel abgebrannt. Freiherr Max Emanuel von und zu Sandizell (1702-1778) ließ es bis 1749 im Rokokostil wieder ergänzen. Der Schweifgiebel auf dem Eingangsportal ist dafür charakteristisch. Der Park ist nur bei Veranstaltungen wie z.B. dem Mittelalter-Spektakel für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Innenräume des Schlosses können bei angemeldeten Führungen besichtigt, aber leider nicht fotografiert werden. Sehenswert ist nicht nur das Treppenhaus mit dem geschnitzten Rokoko-Geländer aus dunkler Mooreiche, sondern auch zweistöckige Hofkapelle. Edle Salons sind nach der jeweils dominierenden Farbe benannt, die historischen Malereien auf Holzpaneelen sowie Familienporträts in Öl sind noch erhalten, eine kleine Bibliothek beeindruckt durch goldgeprägte Buchrücken in hohen, dunklen Holzregalen. Einige der Innenräume sind auf der Homepage des Schlosses, www.schloss-sandizell.de, zu sehen.Die benachbarte "Hofmarkskirche St. Peter" gehört zum Schlossensemble. Sie wurde ab 1735 neu erbaut - aufgrund eines Gelübdes von Freiherrn Max Emanuel von und zu Sandizell. Er musste eine gefährliche Reise antreten und bat Gott um seinen Schutz. Denn Karl Albrecht von Bayern (= Kaiser Karl VII von 1742 bis 1745) hatte den Hausritterorden vom Heiligen Georg wiederbelebt. In seinem Auftrag segelte Max Emanuel nach Malta, um den Georgsorden mit dem Malteserorden zu „verbrüdern“ . Diese größte Gefahr stellten dabei die Türken im Mittelmeer dar. Deshalb gelobte er, die alte, schlichte Hofmarkskirche neu und prächtiger zu erbauen, wenn er heil wieder zurück käme. So ließ er nach seiner Heimkehr eine neue Kirche errichten und von hervorragenden Künstlern ausstatten, insbesondere von Egid Quirin Asam. Eine Schlossführung bietet nicht nur optische Eindrücke sondern auch historisches Wissen, zum Teil auch amüsante Anekdoten, zum Beispiel vom "dicken Wilhelm": Wilhelm von Sandizell zu Großhausen, war eine Art Raubritter, der für jeden kämpfte, der gut bezahlte. Daher nahm er im Jahre 1527 am Sacco di Roma, der Plünderung Roms, teil, wo er in den Vatikan eindrang, sich der dreistöckigen Papstkrone bemächtigte und dem Papst, der sich in der Engelsburg verschanzt hatte zurief, man solle sie Martin Luther aufsetzen. Zum Glück wurde sie Wilhelm wieder abgenommen und blieb dem katholischen Papst.Knapp 200 Jahre später trafen sich Prinz Eugen, "der edle Ritter" (von Savoyen) und der 1. Duke of Marlborough auf Sandizell, denn es tobte ein Erbfolgekrieg zwischen Frankreich/Bayern und Österreich/England. Sie schlugen im Schloss ihr Hauptquartier auf um Kriegsrat über die bevorstehende Schlacht von Höchstädt zu halten, die sie schließlich am 13.08.1704 auch gewannen. Der Graf von und zu Sandizell war von der Einquartierung nicht begeistert, vor allem weil der Duke of Marlborough das ganze Tafelsilber beschlagnahmte und mitnahm. Wieder 200 Jahre später lud sein Nachfahre den Grafen von Sandizell nach Blenheim Palace ein und speiste mit ihm. Dem Gast schmeckte es nicht besonders, weil er das Tafelsilber mit dem Wappen von Sandizell wiedererkannte. Doch zu seiner freudigen Überraschung gab es ihm Marlborough beim Abschied zurück. Das reizvolle Porträt von Prinz Eugen (mit braunen Locken bis zu den Ellenbogen) hängt im gelben Salon. Schlossführungen werden bei größeren Veranstaltungen im Schlosspark angeboten - jeweils nachmittags um 15 Uhr - oder für angemeldete Gruppen.U. Beyer, Juli 2015
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