Vor dem drohenden Abriss gerettet: Quellengasse 28, eines der wenigen Überbleibsel der ursprünglichen Bebauung. Nach dem Kataster 17217 im Staatsarchiv München wurde dieses Haus 1871 erbaut, ist also über 150 Jahre alt. Auffällig ist die Dachform, die der französische Baumeister und Architekt François Mansart erfand, um den Dachraum besser nutzbar zu machen: Das Mansard-Dach. Ursprünglich galt es als Wohnhaus mit Hofraum, das 1906 einen Stall und Stadel-Anbau erhielt, was auf eine landwirtschaftliche Nutzung des Anwesens hinweist. Östlich des Hauses führte ein Weg von der Quellengasse direkt in die Hohenwarter Straße. Jetzt gehört dieser schmale Streifen zum Garten.Die vielen Eigentümer wechselten oft nur für ganz wenige Jahre, aber wiederholt blieben sie auch für drei Jahrzehnte. Da waren u. a. ein „Gütler“, d. h. ein Kleinbauer, aber nur für ein paar Monate, (5. Oktober 1886 – 28. Februar 1887), zweimal gehörte das Haus einem Maurer. Vom 1952 – 1956 lebte hier der Zahnarzt Fritz Prochaska. Seine Umbaupläne sind heute noch vorhanden; er führte sie aber nicht aus, sondern verkaufte an eine Witwe, die mit ihrer Schwester einzog. Nach ihrem Tod erbte ein Neffe. Dieser wollte das Haus abreißen und ein neues bauen, doch das Grundstück war für seine Vorstellungen zu klein. Darum verkaufte er wieder, und zwar an den letzten Gastwirt des Siglbräu am Hauptplatz. Sicher erinnern sich manche an ihn. Von ihm stammt noch der historische rote Briefkasten neben der Haustür. Und wieder stand das Häuschen zum Verkauf. Wer wollte es haben? Die jetzige Besitzerin Sandra Wechs erzählt: „Eigentlich waren mein Mann und ich auf der Suche nach einer gemeinsamen Mietwohnung. Da ist uns aber die Anzeige des Immobilienmaklers aufgefallen der das Haus angepriesen hat. Die Neugier war geweckt. Da aber der Preis und der Zustand nicht zusammengepasst haben, bin ich von einem Kauf wieder abgerückt und hatte das Exposé schon entsorgt. Aber irgendwann rief mich der Makler an, ob ich noch Interesse hätte. Anscheinend wollte sich des alten, renovierungsbedürftigen Hauses keiner annehmen. Tja, da haben wir dann zugeschlagen. Das war im Dezember 2005.Als die Container für die Renovierung vor dem Haus standen, wurden wir gefragt, ob das Haus „nun endlich abgerissen wird". Da mussten wir die Leute enttäuschen, weil das Gegenteil der Fall war. Durch viel Eigenleistung und Stück für Stück haben wir dem alten Gemäuer wieder eine Frischzellenkur verpasst.“Bei dieser „Frischzellenkur“ haben die beiden möglichst viel erhalten. Zwar wurden im Lauf der Jahre von den wechselnden Eigentümern verschiedene Veränderungen vorgenommen, von denen nicht immer bekannt ist, wann sie geschehen sind und was genau verändert wurde. Aber seit dem Kauf vor 18 Jahren ließen Mario und Sandra Wechs bis auf notwendige Instandsetzungsmaßnahmen das Haus im Wesentlichen unverändert, angefangen bei dem imposanten Efeubewuchs, ebenso die Haustür und die meisten Innentüren mit Türstöcken, die Holztreppe und das Treppengeländer bis unter das Dach, und natürlich den Dachstuhl. Die Räume haben unterschiedliche Ebenen, was man schon im Hausflur erkennen kann. (Bild oben rechts) Das Wohnzimmer wird von einem Kachelofen aus den 1950-er Jahren erwärmt. Unterkellert ist nur das Badezimmer mit einem niedrigen Gewölbekeller, der nur durch eine schwere Bodenklappe zugänglich ist. Dieses Badezimmer war einst die Werkstatt eines Bürstenmachers.In dem kleinen Anbau ist hinter der historischen Tür noch die alte Gewölbedecke (Kappen-gewölbe) sichtbar.Neu sind die Kunststofffenster und die Metall-Fensterläden, die jedoch die ursprünglichen Formen beibehalten. Nun lebt das Ehepaar seit 19 Jahren in diesem kleinen Schmuckstück mit liebevoll gepflegtem Garten.Foto: Sandra Wechs
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