Neues und Historisches

Archäologische Hinweise auf historische Brunnenvergifter?

Archäologische Hinweise auf historische Brunnenvergifter?

i 21. Mai 2017 von U. Beyer

Eine spannende archäologische Führung erlebten gut 30 Interessierte in der Auenstraße neben dem ehemaligen Kramerbräu in Pfaffenhofen - mit freundlicher Genehmigung des Grundstückseigentümers Max Hechinger und des Archäologiebüros München, auf Anregung des Heimat- und Kulturkreises.

Unterstützt vom Grabungsleiter Marius Stanciu informierte der Archäologe Dr. Tilmann Eickhoff über die archäologische Arbeitsweise und über Funde auf dem aktuellen Grabungsgelände. Bereitwillig beantwortete er zahlreiche Fragen der Zuhörer.

Wie arbeiten die Archäologen vor Ort?

Nach dem Abriss eines Gebäudes wird zunächst der Schutt entfernt, bis der saubere Untergrund erscheint. Dieser wird von oben fotografiert, um Farbschattierungen festzuhalten, die mögliche Funde versprechen. So zeichneten sich vor Ort z. B. die Umrisse eines kleinen Backofens ab. An erfolgversprechenden Stellen wird ein Schnitt in die Tiefe gelegt.
Die Fundergebnisse werden genau dokumentiert: normalerweise per Hand durch eine beschriftete, farbige Zeichnung auf Millimeterpapier - sowohl von oben als auch im Querschnitt. Um Zeit zu sparen werden die Befunde gelegentlich aber auch fotografiert.

Was wurde gefunden? Was kann man daraus schließen?

Schätze hat man noch keine ausgegraben, aber Löcher können Geschichten erzählen: Aufgefüllte Pfostenlöcher aus früherer Besiedlung weisen auf Brände hin, und zwar durch Schwarzverfärbung der Erde oder durch rötliche Stellen, wo das Feuer den Lehmboden zu Ziegel gebrannt hat. Je schwächer der farbliche Unterschied zwischen ausgefülltem Pfostenloch und dem umgebenden Erdreich wird, umso älter ist der Befund. So kann man auf dem Grabungsareal in der Auenstraße feststellen, dass hier schon in vormittelalterlicher Zeit Menschen gesiedelt haben. Ein Hinweis auf die Jungsteinzeit - wie auf einem benachbarten Grundstück entdeckt - steht noch aus.

Doch ein anderer Fund stellt einen Zusammenhang mit früheren Grabungen in der Nachbarschaft her: In einem Brunnen (wohl aus dem 13. Jahrhundert) hat man einen Pferdekopf gefunden. Auf dem Bortenschlager-Areal fand man 2011 in einem Brunnen aus dem selben Jahrhundert einen Wildschweinkopf, und 2013 wurde ebenfalls ein Pferdeskelett gefunden, und zwar gegenüber der jetzigen Grabungsstätte, zwischen Platzl und Auenstraße. Man geht davon aus, dass hier im Städtekrieg (1388/89) der Feind die Tierkadaver in die Brunnen geworfen hat, um das Wasser zu vergiften.

Der neuerdings ausgegrabene Brunnen besteht erstaunlicherweise aus einem Eichenstamm von 5 m Länge und 1,5 m Durchmesser, der noch mühevoll von Hand ausgehöhlt werden musste.

Andererseits zeigt ein schwarz glasierter, nur leicht beschädigter Tonkrug, dass es in Pfaffenhofen bereits im Mittelalter Importware gab.

Auch die Nase kann beitragen zur Identifizierung eines Fundes: Zwei Güllegruben wurden entdeckt: eine gemauerte aus dem Mittelalter und eine betonierte aus der Neuzeit. Sie belegen, dass bis vor nicht allzu langer Zeit innerhalb der Pfaffenhofener Stadtgrenzen Landwirtschaft betrieben wurde. Den typischen Geruch kann man heute noch wahrnehmen.

Was geschieht mit den Funden?

Die Fundstücke werden genau sortiert und mit Fundstelle dokumentiert, bevor sie im Archiv des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege landen. In Bayern sind die Funde eigentlich Eigentum des Grundstückseigentümers, der sie behalten oder dem Archiv bzw. einem örtlichen Museum überlassen kann, was es in Pfaffenhofen leider nicht gibt.

Werden wertvollere Schätze gefunden, beansprucht der Staat einen Teil davon. Mit etwas Verhandlungsgeschick kann der Grundstückseigentümer dann einen Teil der Grabungskosten decken, die er ja alleine bestreiten muss. Wertvolle Funde sind jedoch selten.

Immer häufiger stellen Gemeinden ohne Museum einen interessanten Fund in einer Vitrine an einem viel frequentierten Ort aus. Wenn Pfaffenhofen den Brunnenrand mit Pferdekopf ausstellen wollte, müsste man das Holz konservieren, und zwar in Zuckerwasser steigender Konzentration. Möglich wäre das durchaus.

Foto: Max Hechinger Junior - veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung durch das Landesamt für Denkmalpflege.

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